Wie kann man Kryptowährungen vererben?
So mancher Anleger ist mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu beträchtlichem Reichtum gekommen. Da stellt sich natürlich die Frage, wie diese Summen im Falle des eigenen Todes an die nächste Generation weitergegeben werden können. Im Gegensatz zu traditionellen Finanzwerten ist das Vererben von Kryptowährungen komplexer und erfordert einige spezifische Vorkehrungen, um sicherzustellen, dass Ihre Erben Zugang zu Ihrem digitalen Vermögen erhalten. Was Sie dabei beachten müssen, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Was macht das Vererben von Kryptowährungen so besonders?
Kryptowährungen unterscheiden sich von klassischen Vermögenswerten wie Bankkonten, Aktien oder Immobilien, da sie rein digital existieren und über keine zentrale Instanz wie eine Bank verwaltet werden. Der Zugang zu Kryptowährungen erfolgt über private Schlüssel, die Sie in einer digitalen Wallet aufbewahren. Ohne diesen Schlüssel haben weder Sie noch Ihre Erben Zugriff auf das Vermögen. Es geht also in erster Linie darum, Ihre privaten Schlüssel so sicher wie möglich aufzubewahren, um Ihren Nachkommen im Erbfall Zugang auf Ihr Kryptovermögen geben zu können.
Anders als bei herkömmlichen Banken, die Ihre Erben über Konten und Guthaben informieren können, gibt es im Krypto-Bereich keine zentrale Stelle, die im Todesfall benachrichtigt wird. Ihre Erben müssen daher genau wissen, wo und wie sie auf Ihre digitalen Vermögenswerte zugreifen können – und natürlich auch von deren Existenz wissen!
Keine Erbschaft ohne private Schlüssel!
Wie bereits erwähnt, müssen Ihre Nachkommen zwingend über Ihren privaten Schlüssel verfügen, um ihr Krypto-Erbe überhaupt antreten zu können. So können Sie Ihren privaten Schlüssel auf sicherer Weise für die Nachwelt aufbewahren:
- Papier Wallet
Bei einer Papier Wallet handelt es sich um ein Stück Papier, auf dem Sie handschriftlich oder auch in gedruckter Form Ihren privaten Schlüssel aufschreiben. Wichtig hierbei ist natürlich, dass Sie das Schriftstück sicher aufbewahren, z. B. in einem Tresor. Den Zugang zu selbigem können Sie in Ihrem Testament erwähnen, sodass Ihre Nachkommen nach Ihrem Ableben hierauf zugreifen können. - Hardware Wallet
Eine Hardware Wallet kann beispielsweise ein USB-Stick sein, auf dem Ihr privater Schlüssel hinterlegt ist. Der Vorteil einer Hardware Wallet ist, dass Ihre Schlüssel offline gespeichert werden, sodass Sie für Online-Betrüger nicht zu knacken sind. Gleichzeitig besteht nicht die Gefahr einer unleserlichen Handschrift. - Multi-Signature-Wallets
Diese Art von Wallets erfordert mehrere Schlüssel, um Transaktionen durchzuführen. Sie können Ihre Erben als Mitunterzeichner eintragen, sodass sie gemeinsam mit Ihnen oder allein im Todesfall Zugriff auf die Wallet haben.
Viele Kryptobörsen, wie z. B. Anycoindirect.eu, bieten auch Software Wallets an. Dabei handelt es sich um die Online-Variante einer Hardware Wallet, die auch Hot (Software) bzw. Cold (Hardware) Wallet genannt werden. Hot Wallets könnten jedoch von Hackern ausgespäht werden und sind daher für Krypto-Erbschaften nicht zu empfehlen.
Kryptovermögen im Testament angeben
Um rechtliche Komplikationen zu vermeiden, ist es ratsam, Kryptowährungen in Ihr Testament aufzunehmen. Dabei sollten Sie explizit festlegen, welche digitalen Vermögenswerte Sie besitzen und wie diese an Ihre Erben übertragen werden sollen. Ein einfacher Vermerk im Testament reicht allerdings nicht aus. Ihre Erben benötigen genaue Anweisungen, wie sie Zugriff auf Ihre Wallets und private Schlüssel erhalten. Diese Vorkehrungen können natürlich auch bereits zu Lebzeiten erfolgen, eine Erwähnung unter Berücksichtigung der genauen Vermögenswerte sowie deren Umfang sollte im Testament deswegen aber nicht ausbleiben.
Hilfreich kann auch das Hinzuziehen eines vertrauenswürdigen Anwalts sein. Dieser kann Ihnen bei der Ausgestaltung Ihres letzten Willens behilflich sein. Möchten Sie bereits vor Ihrem Tod dafür sorgen, dass Ihre privaten Schlüssel später nicht in falsche Hände geraten, sind Multi-Signature-Wallets die beste Wahl.
Steuerliche Aspekte beim Vererben von Kryptowährungen
Kryptowährungen gelten in vielen Ländern als steuerpflichtiges Vermögen, was bedeutet, dass auch bei deren Vererbung Steuern anfallen können. Abhängig von geltenden Gesetzen müssen Ihre Erben möglicherweise Erbschaftssteuer auf die vermachten Kryptowährungen zahlen. Um Missverständnisse oder unerwartete Kosten zu vermeiden, sollten Sie sich im Vorfeld über die steuerlichen Regelungen informieren und gegebenenfalls steuerliche Rücklagen für Ihre Erben einplanen.
Was passiert, wenn der private Schlüssel verloren geht?
Der größte Albtraum für jeden Kryptoinhaber – und seine Erben – ist der Verlust des privaten Schlüssels. Ohne diesen Schlüssel sind die Kryptowährungen unwiederbringlich verloren, da es keine zentrale Instanz gibt, die Ihnen helfen könnte, diesen wiederherzustellen. Deshalb ist es unerlässlich, eine oder mehrere Sicherheitskopien Ihres Schlüssels anzufertigen und sicher zu verwahren. Diese Sicherheitskopien sollten Ihren Erben zugänglich gemacht werden, ohne dass das Risiko besteht, dass sie zu früh in unbefugte Hände gelangen.
Ein Ansatz könnte sein, den privaten Schlüssel in Teile aufzuteilen und an verschiedenen Orten oder bei verschiedenen Personen zu hinterlegen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass nur vertrauenswürdige Personen oder Erben Zugriff auf den vollständigen Schlüssel haben.